HISTORIE 1987-1995

Indi-Poster-01Im Oktober 1987 übernahm Willy Möller das „Damper“ in der Damperhofstraße und machte aus der betulich-gemütlichen Bartträgerpinte eine ernstzunehmende Indie-Alternative.

Subway“ hieß das Baby fortan und das kreischte so laut und bis in umliegende Häuser vernehmlich, dass dem Ärger mit den Nachbarn der Umzug ins adäquatere Quartier folgte.

Im Juni 1988 öffnete der Club in der Kieler Bergstraße seine Pforten. Der Beginn verflixt unterhaltsamer sieben Jahre.

Cover-Poster-Marius-01Schaut man auf das Zeitraster der Popgeschichte, dann nahm der Club in seiner Schaffensperiode jede Menge prägende Trends wahr, mit und auf: 80th-Wave und Independent, Punk und Ska, Brit-Rave und Grunge, Gothic und Britpop, Jungle und Electro – das waren die Klangachsen, an denen sich Kiels Indiekids jener Jahre in den tiefen Untiefen entlanghangelten.

Touch me, I‘m Sick“ etwa, das Proto-Grungefanal der Seattle-Band Mudhoney, wurde am Abend des Erscheinungstages satte fünfmal im Subway gespielt. Radio-Legende John Peel, selbst ein Freund des multiplen Airplays, hätte seine Freude gehabt.

Crossover, Psychobilly, Dark Wave, EBM, Jungle und Drum`n Bass – Engstirnigkeit konnte man dieser Szene, die keine war und dabei im Rückspiegel der Geschichte doch so geschlossen erscheint, nicht vorwerfen.

Substream hieß der Soundkanal qua Eigendefinition, „No Mainstream“ das ausformulierte Credo.

Dass diese Grenzen spätestens nach „Smells like Teen Spirit“ aufweichen und verschwimmen – sei es drum.

Und die Segmentierung funktionierte: DJs wie Soundterror Steve (heute Blitz Records),
GO (heute HangingGarden), Betty B., Ricardo Koch, Philip Meier-Kroll oder Ingo Scheel (heute Journalist und Armstrong-Sänger) setzten stilistische Akzente, Tresen-Tycoons wie Catharina, Maren oder Steffi-the Mother of Darkness, führten das Ruder ebenso kompetent wie charmant, dazu gab es Themenabende, Filmvorführungen, Retrospektiven über die Underground-Größen der 60er-90er Jahre, alles unterfüttert von Ratsherren Pils, Kurzen jeglicher Couleur und – es herrschten noch selige Zeiten für Raucher – Filterdippen und Selbstgedrehten.

Brit-Pop-Poster-asy

Selbst in Sportbereiche drang der Einflußkreis des Subways vor.

Gleichsam einer Underground-Ausgabe von Roman Abramowitsch inspirierte Möller die Fußballer unter seinen Gästen zur geschlossenen Mannschaftsleistung:
Der LFC Subway, die „Roten Teufel“, stiegen um die Dekadenwende in den Kieler Kneipenfußball-Circuit ein. Der Start geriet holprig, aber das Team fand sich schließlich. Kicker-Größen wie Lutz Lück (heute Blauer Engel), Andreas Butzlaff, Soundterror Steve alias Stefan Löck alias die Löckomotive, Dr. Peter Kunter, um nur einige zu nennen, machten aus dem anfänglichen Außenseiter eines der besten Freizeitteams der Landeshauptstadt. Es folgten Meistertitel, Turniersiege und Pokale, deren Erringen mit rauschenden Ballnächten in den Katakomben des Clubs gefeiert wurden.

Mitte der 90er Jahre findet die Geschichte ihr Ende, im August 1995 schließt der Club. Willy Möller dimmt das Schwarzlicht, bis es erlöscht, und führt zunächst das Exil-Kino, den Musicclub Index und das Marble Arch weiter.